Bruno Borchardt, Generaldirektor und Vorstand der Polyphonwerke
und der Deutschen Grammophon von 1917 bis 1933
Die Geschichte des Traditionsunternehmens Deutsche Grammophon, das heute auf etwa stolze 125 Jahre zurückblicken kann, hätte um einiges kürzer sein können: Als deutsches Tochterunternehmen von The Gramophone Company im britischen Hayes steht die Zukunft des Schallplattenlabels 1914 mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs in den Sternen. Die Briten beschlagnahmen deutsche Vermögenswerte im eigenen Land, in Deutschland werden britische Firmenanteile (so auch die der Deutschen Grammophon) eingezogen und zum Kauf angeboten. Bis zur endgültigen Klärung der neuen Eigentumsrechte schlägt man sich bei der Deutschen Grammophon durch, doch Kriegswirtschaft und Trennung von der Mutterfirma beeinträchtigen die Produktion, da die britischen Zulieferungen fehlen.[1] Die Gewinne schwinden, im Geschäftsjahr 1916/1917 wird keine Dividende mehr gezahlt. Am 24. April 1917 übernehmen schließlich die Leipziger Polyphon-Musikwerke die Deutsche Grammophon, ein Zusammenschluss, der immerhin etwa 15 Jahre währen soll. [2]
Die Verbindung der Deutschen Grammophon mit der Polyphon in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen ist bekannt, fällt aber gern durchs Raster der Zeitläufte, im Auf und Ab der verworrenen Eigentumsverhältnisse späterer Zeiten erscheint sie eher wie eine Randnotiz. Doch diese Zeitspanne war alles andere als beliebig, denn der neue Polyphon-Grammophon-Konzern hatte ein prägnantes Gesicht: das seines Generaldirektors und alleinigen Vorstands Bruno Borchardt, der die Geschicke des Konzerns von 1917 bis 1933 federführend leitete. Heute ist Borchardt leider vergessen. Doch ohne seine persönliche Initiative und unternehmerische Weitsicht wäre das letzte Kapitel im Leben der Deutschen Grammophon möglicherweise schon in den 1920er Jahren geschrieben worden. Grund genug, das Wirken dieser außergewöhnlichen Unternehmerpersönlichkeit einmal näher zu beleuchten.
Bruno Curt Borchardt wurde am 19. August 1886 als jüngstes von fünf Kindern des Kaufmanns Salomon (Sally) Borchardt in Berlin geboren. Die Familie führte seit mehreren Generationen die Wäschefabrik »Gebrüder Borchardt«, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den führenden Unternehmen der deutschen Textilindustrie mit einem Grundkapital von 10 Millionen Mark (1923) [3] zählte. Wie Borchardts Sohn Georges sich erinnert [4], gab es für Bruno (als dritten von drei Söhnen) keinen Platz im Familienunternehmen. Dennoch hatte er dank des gediegenen Wohlstands der Familie die Möglichkeit, seine Karriere von Anbeginn in leitender Position zu gestalten.[5]
Auf der Suche nach einem geeigneten Betätigungsfeld entschied Borchardt sich bereits früh für die um die Jahrhundertwende aufkommende, sich rasant entwickelnde Schallplattenindustrie. Ob dies aus persönlichem Interesse an der Materie und ihrem großen Potenzial geschah, ist durchaus möglich, lässt sich aber nicht nachweisen; bemerkenswert sind jedoch Borchardts frühe USA- und Kanada-Reisen, die belegen, dass er bereits vor dem Ersten Weltkrieg seine Fühler jenseits des Großen Teichs ausstreckte und die Möglichkeit hatte, sich ein eigenes Bild von den dortigen großen technologischen Fortschritten der Schallplatten-Branche zu machen.[6]
Ende 1913 wurde er als Prokurist der Carl-Lindström-Werke in Berlin (zusammen mit Sigismund Salomon) Geschäftsführer der Lindström-Tochterfirmen Dacapo Records und Lyrophon.[7] Dann ging es in kurzer Zeit Schlag auf Schlag: 1916, im Alter von gerade einmal 30 Jahren übernahm Bruno Borchardt als Generaldirektor die Polyphon-Musikwerke in Leipzig.[8]
Die Wurzeln dieses 1895 gegründeten Mischkonzerns lagen in der Herstellung von Plattenspielautomaten mit Stimmkämmen. Das Portfolio umfasste in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg unter anderem Sprechmaschinen und -Laufwerke, mit den Dux-Werken seit 1904 sogar Automobile und (mit dem firmeneigenen Label Polyphon Record) ab 1908 auch Schallplatten. Dass die »Software« Schallplatte bei einem Hersteller von Grammophonen im Firmenverbund nicht fehlen durfte, dessen war man sich bei der Polyphon bewusst: Eine Anzeige des Konzerns anlässlich der Leipziger Messe 1913 wirkt wie ein bildlicher Abgesang auf die alten mechanischen Musikwerke – der Schallplatte, prominent links vorne platziert, gehörte die Zukunft.[9]
Ein Großkonzern
Knapp ein Jahr nach Borchardts Amtseinsetzung kam am 24. April 1917 dann der eigentliche Paukenschlag: Als Meistbietende erhielten die Polyphon-Musikwerke den Zuschlag für die vom Deutschen Reich auf Grundlage einer Verordnung des Bundesrats vom 31. Juli 1916 als Feindvermögen beschlagnahmten britischen Anteile der Deutschen Grammophon AG. Der Stammsitz der Polyphon verblieb in Leipzig, das Werk der Deutschen Grammophon in Hannover, die Verwaltung beider Unternehmen wurde jedoch in einem repräsentativen Gebäude in Berlin zusammengeführt: Die im Rahmen des Zusammenschlusses in »Polyphonwerke AG« umbenannte Firmenmutter residierte zusammen mit der Deutschen Grammophon AG sowie der Grammophon-Spezialhaus GmbH ab 1918 an der Markgrafenstraße 76. Generaldirektor und alleiniges Vorstandsmitglied des neu formierten Polyphon-Grammophon-Konzerns ab 1918 war Bruno Borchardt, der auch als Aktionär großen Stils in sein Unternehmen investiert war.[10] Selbstbewusst vermeldete Borchardt anlässlich der Aktienübernahme 1917, »dass die Gesellschaft [= die Polyphonwerke] bis Anfang nächsten Jahres [1918] mit Aufträgen für die Heeresverwaltung stark versehen sei und daß sie sich im Frieden im Zusammenhang mit dem Erwerb der Deutschen Grammophon-Gesellschaft sehr gute Resultate verspräche« [11]. Mitten im Ersten Weltkrieg plant Bruno Borchardt, ganz der Unternehmer, schon für die Zeit danach. Mit dem Erwerb der Deutschen Grammophon stärken die Polyphonwerke ihre gesamte Produktlinie von Abspielgeräten bis zu Schallplatten und räumen dabei ganz nebenbei auch noch einen ihrer mächtigsten Konkurrenten auf dem Schallplattenmarkt durch Übernahme aus dem Weg.
Markgrafenstraße 76
Frontansicht des Polyphon-Gebäudes
Wie wichtig Borchardt sein neu geschaffener Konzern ist, lässt sich schon allein am präsidialen Äußeren des 1918 bezogenen Geschäftssitzes ablesen – er kleckert nicht, sondern klotzt: Der riesige, mehrgeschossige Gebäudekomplex an der Markgrafenstraße, ehemals (von 1852 bis 1905) Standort der Firma Siemens und Halske [12], hat eine Grundfläche von stattlichen 2713 m2 [13]. Darin befinden sich neben der Direktion, Verwaltung, Exportabteilung, Ausstellungs- und Lagerräumen auch mehrere Aufnahmestudios nebst Laboratorium, ab 1920 sogar ein Konzertsaal. Dass es sich um mehr als eine Schallplattenfirma, vielmehr um einen Medienkonzern handelt, wird mit der Herausgabe einer mit Ledereinband und Goldprägung wertig aufgemachten 50seitigen Imagebroschüre Der Konzern Polyphon-Grammophon [14] öffentlichkeitswirksam unterstrichen, ein Druckwerk »das bestimmt ist, einen Überblick über die wirtschaftliche, kulturelle und künstlerische Bedeutung des Unternehmens zu geben«, »wohl den größten Konzern in der Sprechmaschinenbranche« [15]. Die innerbetriebliche Hierarchie wird 1928, als wieder einmal neue Stammaktien der Polyphonwerke AG ausgegeben werden, in den Prospekten der entsprechenden Börsenblättern mit geradezu chirurgischer Klarheit aufgeschlüsselt: »Gegenstand des Unternehmens ist die Fabrikation und der Vertrieb von mechanischen Musikwerken, Sprechapparaten und Artikeln der Feintechnik überhaupt. […] Die Deutsche Grammophon Aktiengesellschaft, Berlin, stellt eine Hilfsgesellschaft der Polyphonwerke A.-G. dar; sie betreibt lediglich die Fabrikation von Schallplatten zum Verkauf an die Muttergesellschaft.« [16] Die Deutsche Grammophon ist (neben fünf weiteren »Hilfsgesellschaften« [17]) in der Ära Borchardt kein eigenständiges Unternehmen, sondern als Tochtergesellschaft und Zulieferin in den Polyphon-Mutterkonzern eingebunden.
Markgrafenstraße 76
Das Büro von Bruno Borchardt
Sämtliche Fäden des Polyphon-Grammophon-Konzerns liefen bei Bruno Borchardt zusammen, der als Generaldirektor letztlich sämtliche Konzernentscheidungen verantwortete. Als »Titulardirektor« [18] der Deutschen Grammophon setzte Bruno Borchardt den Prokuristen der Polyphonwerke Hugo Wünsch ein; Joseph Berliner, der Bruder Emil Berliners blieb zunächst Mitglied des Vorstands. [19] Der Aufsichtsrat wurde mit ranghohen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik besetzt: In der Ära Borchardt gehörten diesem neben Vertretern mehrerer Banken mit Sitz in Leipzig, Berlin und Dresden auch mehrere Politiker der Weimarer Republik an, darunter Reichskanzler Gustav Stresemann, Reichswirtschaftsminister Hans von Raumer sowie der Geheime Regierungsrat Hermann Paasche. Zur Eröffnung des Polyphon-Konzertsaals im zweiten Stock des Firmensitzes an der Markgrafenstraße 76 erschienen im Oktober 1920 Kultusminister Konrad Haenisch sowie der amtierende Reichskanzler Constantin Fehrenbach, der bei einem anschließenden gemütlichen Beisammensein »eine halb humorvolle, halb ernste Rede« hielt, »in der er der aufblühenden Grammophonindustrie einen nicht geringen Anteil an den nationalen Aufgaben auf künstlerischem Gebiete zusprach.« [20] Frühzeitig war für beste Vernetzung mit den höchsten Kreisen von Wirtschaft und Politik gesorgt.
Neue Aufnahmeabteilung, neues Repertoire
Große Teile des erfolgreichen Vorkriegsrepertoires der Deutschen Grammophon konnten durch die Trennung von der britischen Gramophone Company ab 1918 lizenzrechtlich für den Export nicht mehr genutzt werden – eine Hypothek, deren Beseitigung zu den vordringlichsten Aufgaben von Borchardt, Wünsch und ihrem Stab gehörte. Da Anfang der 1920er Jahre zudem einige der ursprünglichen Tonmeister der DG zur VOX abgewandert waren (darunter die Brüder Max und Franz Hampe [21] und Oberingenieur Wilhelm Wagner), wurde die Aufnahmeabteilung vollkommen neu aufgestellt. Zum neuen Leiter wurde der Geiger und Dirigent Hans B. Hasse bestimmt. Ihm zur Seite standen Paul Goile, Carl Ehrich, Oskar Blaesche, Walter Buhre, Fritz König und weitere neu engagierte Ingenieure. Aufgenommen wurde zunächst vor allem in den hauseigenen Aufnahmestudios in der Markgrafenstraße, gegen Ende der 1920er Jahre kamen aber auch zunehmend mobile Apparaturen zum Einsatz, sodass öffentliche Konzertsäle für Aufnahmen genutzt werden konnten.
Markgrafenstraße 76
oben links: Das Aufnahmebüro
(im Hintergrund wahrscheinlich Bruno Seidler-Winkler)
unten links: Die Expedition, das Reich von Else Herzog
oben rechts: Das Laboratorium
unten rechts: Der Mustersaal
Zu den Klassik-Stars, die bei der Deutschen Grammophon im Polyphon-Konzern aufnahmen, zählten unter anderem Wilhelm Furtwängler, Richard Strauss, Hans Pfitzner, Wilhelm Kempff, Wilhelm Backhaus und zahlreiche weitere namhafte Künstler:innen der Zeit. Beide Label des Konzerns, Polyphon Record und Deutsche Grammophon, wurden bis Mitte der 1920er Jahre Seite an Seite weiter betrieben. [22] Der Schwerpunkt der Deutschen Grammophon lag auf dem Gebiet der Klassik, der der Polyphon Record auf popularem Gebiet, wie Aufnahmen mit beliebten Tanzorchestern, Märschen und humoristischem Repertoire. Eine kategorische Grenze wurde jedoch nie gezogen: Zu den Verkaufsschlagern der Deutschen Grammophon gehörten in den 1920er Jahren neben dem Klassikrepertoire auch Aufnahmen mit dem Tanzorchester Stern, dem Geiger Efim Schachmeister oder Eric Borchard, dem »Paganini des Saxophons« [23] mit seiner Atlantic Jazz-Band.
Internationale Handelsbeziehungen
Ein besonderes Augenmerk Borchardts galt der Stärkung des Exports: 1919 wurde zu Vertriebszwecken eine österreichische Polyphon-Niederlassung gegründet, Dänemark und Schweden folgten 1920 bzw. 1921. Für den Auslandsvertrieb des Grammophon-Repertoires wurde 1924 das Label Polydor begründet, da die ursprüngliche hauseigene Marke »Die Stimme seines Herrn« nach dem Ersten Weltkrieg nur noch im Inland eingesetzt werden durfte. Zum Zweck der Erschließung weiterer internationaler Handelsbeziehungen schickte Borchardt den Leiter der Exportabteilung Fritz Schönheimer zweimal (1926 und 1928) auf Weltreise, »um das Exportgeschäft weiter auszubauen und angebahnte Verbindungen zum Abschluss zu bringen«. [24] Im Zuge von Schönheimers Verhandlungen in Japan wurde 1928 die Nippon Polydor Chikounki K.K. mit eigener Fabrikation in Tokio gegründet; als Fabrik- und Aufnahmeleiter der japanischen Niederlassung wurde 1929 der Toningenieur Walter Buhre abgestellt. [25] Die Gründung der Société Phonographique Française Polydor 1929 in Paris (auch mit eigenen Aufnahmestudios und Presserei) hatte ebenfalls den Zweck, zukunftsträchtige Absatzmärkte auszubauen und den Handel mit dem Ausland ohne Einfuhrbeschränkungen und Devisenschwierigkeiten betreiben zu können. Wie Erna Elchlepp bemerkt, die die Société von 1929 bis 1932 zusammen mit Bruno Borchardts Neffen Herbert führte, fiel die Wahl auf Paris, da von dort aus »auch Belgien, Ägypten und die Kolonien dieser Länder beliefert werden konnten«. [26] Auch hier wurde (mit Fritz König) eigens ein Toningenieur aus Berlin entsandt. Innerhalb Europas wurden Alleinvertretungen vergeben, außerdem wurden intensive Handelsbeziehungen mit dem Nahen Osten entwickelt. [27]
Markgrafenstraße 76
Walter Buhre im Laboratorium
Von der akustischen zur elektrischen Aufnahme
Bei Polyphon-Grammophon setzte man bereits frühzeitig Hoffnungen in die Entwicklung eines elektrischen Aufnahmeverfahrens, das das alte akustische Prinzip ablösen sollte. 1922 engagierte man dafür den Toningenieur Walter Buhre, der zunächst von Leipzig aus, später direkt in Berlin daran feilte. Ende 1925 waren seine Versuche bis zur Marktreife gediehen, sodass man mit konzerneigenen Bordmitteln ins neue elektrische Aufnahmezeitalter starten konnte – ein elementarer Schritt für den Konzern, zumal die Konkurrenz ebenfalls eifrig und auch erfolgreich an der Entwicklung eigener Systeme arbeitete. Die technischen Grundlagen waren somit vorhanden, doch das war erst der Anfang. Im Oktober 1926 sicherte Bruno Borchardt seinem Konzern über eine Vereinbarung mit der Brunswick-Balke-Collander Company mit Sitz in Chicago den europäischen Alleinvertrieb des in jener Zeit attraktivsten amerikanischen Jazz-Repertoires: Die Polyphon-Grammophon durfte die Original-Matrizen des Brunswick-Labels nutzen, um in den eigenen Werken Schallplatten für den Vertrieb in Europa zu fertigen. Im Gegenzug konnte die Brunswick ihrerseits entsprechende Matrizen aus dem Klassikrepertoire der Polyphon-Grammophon für Fertigung und Vertrieb von Schallplatten in den USA verwenden.
Neben diesem vorteilhaften internationalen Distributionsabkommen ging als Borchardt aber vor allem auch um den Zugang zum technischen Knowhow der Amerikaner. Wie Buhre berichtet hatte Bruno Borchardt bei seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten eine Aufnahmeapparatur im Gepäck, die von der General Electric für Brunswick entwickelt worden war; in der firmeneigenen Werkstatt der Polyphon-Grammophon baute man diese nach und entwickelte sie den eigenen Zwecken gemäß weiter [28]. Über die Vereinbarung mit der Brunswick-Balke-Collender Company konnte sich die Polyphon-Grammophon zudem einen Zugang zu Patenten und Rechten der AEG in Berlin (die eng mit der General Electric kooperierte) auf dem Gebiet der sich rasant weiter entwickelnden elektrischen Aufnahmetechnik sichern [29]. Die Zusammenarbeit zwischen den Konzernen zog bald weitere Kreise: 1928 beteiligte sich die Polyphon-Grammophon im Verbund mit der AEG sowie Siemens & Halske an der Gründung einer Gesellschaft zur Aufnahme von Tonfilmen. Im Zuge dieser Gründung fand ein weiterer wichtiger technologischer Wissenstransfer zwischen den drei Stammfirmen statt. [30]
Sitzungszimmer der Brunswick-Balke-Collender Company in New York
Bruno Borchardt unterzeichnet die Brunswick-Verträge
Jahre des Aufschwungs und Absturz in die Weltwirtschaftskrise
Nach ersten Aufbaujahren konnte der Polyphon-Grammophon-Konzern nicht zuletzt durch Borchardts Geschäftspolitik in den 1920er Jahren stetige Gewinne verbuchen. Zwischen 1925 und 1929 stieg die ausgeschüttete Dividende bei der Polyphonwerke AG von 8% auf gigantische 20%. [31] Allein im Laufe des Jahres 1927 erhöhte sich der Umsatz von 12 auf 21 Millionen Reichsmark, auf die Polyphon-Grammophon entfiel 1927 der Löwenanteil des gesamten deutschen Schallplatten-Umsatzes von 20 Millionen Stück, den Hauptkonkurrenten Carl Lindström konnte man auf den zweiten Platz verweisen. [32] Besser als jede Bilanz allerdings spiegelt eine Anekdote aus dem Jahr 1928 die unbekümmerte Champagnerstimmung im Hause Polyphon-Grammophon in dieser Zeit wider. Gut gelaunt fragte Bruno Borchardt eines Tages Fräulein Else Herzog, die Leiterin der Expedition: »Na, Herzogin, schaffen wir denn in diesem Monat einen Umsatz von 1 Million Stück?« Sie bezweifelte das, ließ sich aber auf eine Wette mit dem Generaldirektor ein. Das ihr von Borchardt als Wettschuld angebotene Baiser mit Schlagsahne reizte sie nicht, ein Schinkenbrötchen sollte es sein. Gegen Monatsende holte sich Bruno Borchardt noch »hinter dem Rücken der Expeditionsabteilung einen gewaltigen Auftrag durch das Verkaufshaus Weiß & Co. herein, und zum Ultimo bekam Frl. Herzog auf Grund der nunmehr vom Direktor doch gewonnenen Wette einen ganzen Schinken, der mit größtem Appetit vom ganzen Büro verzehrt wurde.« [33]
Der grandiose Höhenflug endete abrupt, als mit der zweiten Jahreshälfte 1929 die Weltwirtschaftskrise die gesamte Schallplattenbranche (und damit auch den Polyphon-Grammophon-Konzern) erfasste. Der Absatz verschlechterte sich dramatisch, bereits 1931 konnten keine Gewinne mehr erzielt werden, die Aktie der Polyphonwerke stürzte von 486% (1929) auf 50,5% (1932) des Ausgabekurses ab. [34] Erschwerend kam hinzu, dass die in den Vorjahren ausgeschütteten üppigen Dividenden die finanziellen Ressourcen des Konzerns über Gebühr belastet hatten. [35]
Angesichts des galoppierenden Preisverfalls musste Borchardt rasch restrukturieren. Dass ihn der Einbruch der Wirtschaft nicht vollkommen überrascht haben dürfte, davon zeugt die Gründung der Polydor Holding 1930 in Basel, in die das Kapital der Tochtergesellschaften in Wien, Kopenhagen, Stockholm und Paris eingebracht wurde – offenbar eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz des Vermögenswerte der ausländischen Dependancen. Den Vorsitz der Schweizer Polydor Holding übernahm Borchardt selbst.
Doch auch in Berlin wurde umgeschichtet: Im September 1932 wurde bei einer Generalversammlung des Polyphon-Grammophon-Konzerns ein Zusammenschluss der Deutschen Grammophon AG in Berlin sowie der Tochtergesellschaft Kraft Behrens in Leipzig mit dem Leipziger Mutterkonzern Polyphonwerke verfügt und die Vermögenswerte übertragen. Die Deutsche Grammophon AG in Berlin und Hannover wurde liquidiert und mit der Polyphonwerke AG vereinigt. Für die Zeit der Abwicklung der Liquidation nach die Deutsche Grammophon den Namen »Deutsche Schallplatten- und Sprechmaschinen AG« an, während sich die Polyphonwerke AG in Berlin und Leipzig in »Deutsche Grammophon AG« umbenannten. [36] Diese kurios anmutende Rochade diente offenbar dem Zweck, den Namen »Deutsche Grammophon« über die Liquidierung hinaus als Marke zu sichern. Trotz dieser drastischen Massnahmen (denen sich ein massiver Stellenabbau in den Folgejahren anschloss) scheint Bruno Borchardt den Glauben an die Zukunft seines Konzerns nicht verloren zu haben: Noch 1932 investierte er in den Ausbau eines großen Tonstudios in der Berliner Lützowstraße 111/112 für die Aufnahme klassischer Musikwerke. [37]
Flucht nach Paris
Für Bruno Borchardt und Fritz Schönheimer selbst wurde die Situation in Berlin Anfang 1933 angesichts der Repressalien des nationalsozialistischen Regimes allerdings unhaltbar: Um dem für April angedrohten Boykott jüdischer Geschäfte und Unternehmen zu entgehen, flohen beide mit Familie am 31. März 1933 über die Schweiz nach Frankreich. Schönheimer übernahm die Geschäftsführung der Pariser Polydor, Borchardt wirkte in Paris in seiner Eigenschaft als Delegierter des Verwaltungsrats der Schweizer Polydor Holding. [38] Ihre Positionen bei der Deutschen Grammophon legten sie nieder. [39] Die Verbindungen zu seinem Konzern rissen für Borchardt allerdings nicht vollkommen ab, da er über die Polydor Holding in der Schweiz, später die Pariser Polydor weiter präsent blieb. Und nicht zuletzt verblieben weitere familiäre Anknüpfungspunkte: Brunos Neffe Herbert Borchardt war wie erwähnt künstlerischer Leiter der Polydor Paris, ein weiterer Neffe, Rudy Hamburger, arbeitete in den 1930ern als Toningenieur für die Pariser Polydor, sein Zwillingsbruder Werner Hamburger war ab 1935 bei der Nordisk Polydor in Kopenhagen beschäftigt.
Wenige Monate vor dem Einmarsch der Deutschen erlag Bruno Borchardt im Januar 1940 in Paris einem Krebsleiden. Seine Frau Aenne und zwei seiner Geschwister wurden deportiert und 1943 in Auschwitz ermordet, seinen drei Kindern gelang es, bis Kriegsende verdeckt in Frankreich zu überleben und 1947 in die Staaten auszureisen. [40]
In heutigen geschichtlichen Abhandlungen über die Deutsche Grammophon wird stets gern auf Emil Berliner, den Erfinder des Grammophons und der Schallplatte verwiesen, der die Firma mittels seiner Brüder Joseph und Jakob 1898 in Hannover gründete. Bruno Borchardt hingegen, der die Schöpfung der Gebrüder Berliner durch die Jahre zwischen den Weltkriegen trug, fehlt – obwohl er dem Unternehmen als Generaldirektor, alleiniger Vorstand, Aktionär sowie durch vielschichtige familiäre Verbindungen mit Haut und Haaren verbunden war. Die Deutsche Grammophon als größte Tochter im Polyphon-Grammophon-Verbund war ein Gebilde, das seine Handschrift trug.
Von seinen Angestellten wurde Bruno Borchardt (wie aus mehreren überlieferten Anekdoten hervorgeht) als unbedingte Respektsperson verehrt, aber auch wegen seiner Fairness geschätzt, er galt als unverbrüchlicher Optimist. [41] Die wohl prägnanteste Einschätzung der Fähigkeiten von Bruno Borchardt als Leiter des Polyphon-Grammophon-Konzerns stammt aus der Feder des bereits erwähnten Politikers Hans von Raumer: Als man den 95jährigen 1965 nach Erinnerungen aus seiner Zeit als Vorstandsmitglied der Polyphon-Grammophon befragte, entgegnete dieser mit unbestechlicher Verve: »Ich entsinne mich, in Basel die Verträge mit Polydor Holding ausgehandelt zu haben. Entsinne mich der Schwierigkeiten, die durch das Ausscheiden der Seele des Unternehmens, des Direktor Borchardt, entstanden und, mangels anderer geeigneter Kräfte, der unkünstlerische Schallplattenverkäufer Wünsch die Leitung erhielt, der nicht das Zeug besaß, den Betrieb durch die schwere Krise der Schallplattenindustrie hindurch zu steuern. So bleib nur die Liquidation übrig.« [42]
© 2023 Dr. Eva Zöllner
Mit einem herzlichen Dank an Rainer Maillard für die Inspiration und inhaltliche Unterstützung, sowie an Georges Borchardt für die freundliche Beantwortung meiner Fragen.
Bruno Borchardt, ca. 1937/38 (Datierung laut Georges Borchardt), DGG-Archiv (header)
Anzeige Polyphon-Musikwerke 1913, Phonographische Zeitschrift 14 (1913), S. 165
Bürogebäude Polyphon-Grammophon, Markgrafenstraße 76:
Frontansicht | Das Büro des Generaldirektors Bruno Borchardt
Aufnahmebüro | Laboratorium | Mustersaal | Expedition
Abbildungen aus Max Chop: Der Konzern Polyphon-Grammophon c.1920
Walter Buhre im »Laboratorium für Elektrische Schallplatten-Aufnahmen der Deutschen Grammophon A.-G.«, Zeitschrift für Instrumentenbau 46 (1926) S. 1028
»Generaldirektor Bruno Borchardt vom Polyphon-Grammophon-Konzern, bei seinem Besuch in New York, im Sitzungszimmer der Brunswick-Balke-Collender Company«, Phonographische Zeitschrift 28 (1927), S. 20
[1] So vermeldet die Deutsche Grammophon im August 1914: »Die Plattenfabrik in Hannover arbeitet noch in beschränktem Maße, Apparatlieferungen können aber nicht hereinkommen, da die Holzteile der Grammophon-Apparate ausschließlich in England produziert werden.« Phonographische Zeitung 14 (1914), S. 619.
[2] Phonographische Zeitschrift 18 (1917), S. 36.
[3] Vgl. Leipziger Wochenschrift für Textilindustrie 26 (26. Juni 1923), S. 563.
[4] Interviews mit Georges Borchardt im Auftrag des United States Holocaust Memorial Museum vom 27. August 2021 (Teil 1) und 3. September 2021 (Teil 2), Link: https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn739831
[5] Bruno Borchardt blieb dem Familienunternehmen Wäschefabrik dennoch treu und war in späteren Jahren als Aufsichtsrat vertreten, vgl. Deutscher Wirtschaftsführer 1929, S. 260–261.
[6] Borchardt reiste bereits 1908 (mit 22 Jahren) in die Staaten, 1913 nochmals. Diese Reisen könnten seiner Ausbildung gegolten haben. Auffallend ist, dass er 1908 sogar zweimal nach New York fuhr (im April und Dezember), und dass das Endziel seines April-Trips Montreal war. 1904 wird die von zwei Söhnen Emil Berliners geleitete Schallplattenfirma Berliner Gram-O-Phone in Montreal gegründet, 1906 werden zwei Grundstücke in der Lenoir Street gekauft, 1908 ist der Bau der Niederlassung abgeschlossen. War es Absicht oder Zufall, dass sich Bruno Borchardt zur Zeit der Eröffnung ebenfalls in Montreal befand?
Zur Geschichte der kanadischen Berliner-Firma vgl. die Website des Musée des ondes Emile Berliner, www.moeb.ca.
[7] Vgl. Phonographische Zeitschrift Jg. 15 Nr. 12 (1914), S. 271, und Michael Kinnear: https://bajakhana.com.au/ramagraph-ram-a-phone-disc-records-reading-indian-record-labels-part-8/.
[8] In Nachfolge des Direktors Karl A. Maurer. Dass Borchardt in seiner neuen Position Großes vorhat, lässt sich bereits erahnen, denn das Aktienkapital wird umgehend von 1,25 auf 2,5 Million Mark erhöht, vgl. Phonographische Zeitung 17 (1916), S. 36.
[9] Anzeige aus Phonographische Zeitschrift 14 (1913), S. 207.
[10] Vgl. Edwin Hein, »Grammophon – Ein Name macht Firmengeschichte«, unveröffentlichtes Manuskript, DGG-Archiv/Technikmuseum.
[11] Vgl. Zeitschrift für Instrumentenbau 37 (1916/1917), S. 266. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Aufträge für die Dux-Automobilwerke in Leipzig. Ursprünglich war dies eine seit 1904 bestehende Tochter der Polyphon-Musikwerke, die am 19. September 1916 in eine eigenständige AG umgewandelt wurde. Als Gründungsmitglied blieben die Polyphon-Musikwerke in der neuen Automobil-AG investiert. In Aufsichtsrat und Vorstand gab es auch hier Überschneidungen mit der Polyphon-Grammophon: So war Dr. Gustav Stresemann stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, dem auch Bruno Borchardt angehörte. Ursprünglich lieferten die Dux-Automobilwerke Luxusautos; im Ersten Weltkrieg versorgten sie das Deutsche Heer vor allem mit Nutzfahrzeugen vgl. dazu etwa https://www.industrie-kultur-ost.de/datenbanken/online-ruinen-datenbank/dux-automobilwerke-leipzig/
[12] Einen visuellen Eindruck des Komplexes zu Zeiten von Siemens und Halske (damals noch Markgrafenstraße 94) bekommt man unter https://www.siemens.com/de/de/unternehmen/konzern/geschichte/specials/siemens-in-berlin/sib-berliner-werk.html
[13] Nach der Ära Siemens & Halske wurde das Gelände neu bebaut, der Architekt des Geschäftshauses auf der Markgrafenstraßenseite war Regierungsbaumeister a.D. Johannes Hirte. Vgl. Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin 21 (23. Mai 1908), S. 117–119. Das ursprünglich als Kaufhaus konzipierte Gebäude entsprach dem neuesten Stand der damaligen Technik; es hatte glasüberdachte Hofräume für Ausstellungszwecke, mit Teakholz verkleidete Schaufenster, die Innenräume waren mit »reichen Holzverkleidungen« von bis zu 2,5 Metern Höhe versehen. Das vierte Stockwerk war ebenfalls für Ausstellungszwecke angelegt worden und besaß daher eine Höhe von nicht weniger als 7 Metern (vgl. a.a.O., S. 118-119).
[14] Max Chop: Der Konzern Polyphon-Grammophon, Berlin 1920?
[15] Zeitschrift für Instrumentenbau 41, 1920/21, S. 879
[16] Münchner Neueste Nachrichten 194 vom 10. Januar 1928, S. 15.
[17] Diese waren zu diesem Zeitpunkt die Grammophon Spezialhaus GmbH, Kraft Behrens GmbH, die Polyphon-Grammophon-Vertriebsgesellschaft mbH, die Polyphon Sprechmaschinen- und Schallplatten GmbH in Wien und die Nordisk Polyphon A./S. in Kopenhagen.
[18] Zeitschrift für Instrumentenbau 37 (1916/1917), S. 268.
[19] Nach Unstimmigkeiten mit Borchardt schied Joseph Berliner bereits 1921 wieder aus, vgl. Robert Blankes Kommentare im Rahmen der 1956 in Hannover aufgezeichneten sogenannten »Pensionärsgespräche« mit ehemaligen Angestellten der DGG, Tonbänder im Bestand des DGG-Archivs.
[20] Zeitschrift für Instrumentenbau 41 (1920/21), S. 247.
[21] »Die Herren Gebrüder Hampe, die seit etwa 20 Jahren bei der Grammophon Co. Ltd. als Aufnahmetechniker tätig waren, schieden am 31. Januar aus dem Gramophon-Polyphon-Konzern aus. Ueber die weiteren Pläne der Herren sind wir nicht unterrichtet, nehmen jedoch an, daß sie nicht dauernd unserer Branche Valet sagen.« Phonographische Zeitschrift 22 (1921), S. 72. Zu den weiteren Abwanderern zur VOX zählte der Reklamechef und Prokurist der Polyphon-Grammophon, Georg Knöpfke, der zum 31. September 1921 den Konzern verließ, vgl. Phonographische Zeitschrift 22 (1921), S. 692.
[22] Nach dem Ende des akustischen Aufnahmeverfahrens taucht das Label Polyphon in Deutschland nicht mehr auf, nur in Skandinavien scheint es bis in die 1940er Jahre hinein genutzt worden zu sein. Vgl. https://grammophon-platten.de/page.php?107
[23] Phonographische Zeitschrift 25 (1924), S.320.
[24] Erna Elchlepp: »Mein Leben bei der Grammophon«. Unveröffentlichtes Manuskript in Privatbesitz, S. 2.
[25] Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Buhre wieder nach Deutschland zurück, vgl. Elchlepp: »Mein Leben bei der Grammophon«, S. 4.
[26] Erna Elchlepp: »Mein Leben bei der Grammophon«, S. 5.
[27] Vgl. Edwin Hein: »Ein Name macht Geschichte«. Unveröffentlichtes Manuskript, Technikmuseum.
[28] Vgl. Walter Buhres Kommentare im Rahmen der »Pensionärsgespräche«.
[29] Vgl. The Talking Machine World 22 vom 15. Dezember 1926, sowie Edwin Hein, »Grammophon – Ein Name macht Firmengeschichte«.
[30] »Dem neuen Unternehmen [der Klangfilm GmbH] kommen somit die großen Erfahrungen der beiden Großfirmen [AEG und Siemens & Halske] im Bau von Mikrophonen, Lautsprechern und Rundfunkapparaten [...] zugute. Die Polyphonwerke stellen der neuen Gesellschaft ihre langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiete der Musikaufnahme sowie weitgehende Verbindungen mit Künstlern zur Verfügung.« Berliner Börsenzeitung vom 1. September 1928, S. 10.
[31] Vgl. Edwin Hein: »Grammophon – Ein Name macht Firmengeschichte«.
[32] Vgl. Phonographische Zeitschrift 19 (1928), S. 532
[33] Matthias Sarneck, »Aus der Geschichte der Deutschen Grammophon-Gesellschaft«, unveröffentlichtes Manuskript, DGG-Archiv, S. 5
[34] Vgl. Peter Tschmuck, Creativity and Innovation in the Music Industry (2012), S. 74
[35] Vgl. Kommentare mehrerer DGG-Angestellten dazu im Rahmen der »Pensionärsgespräche«.
[36] Vgl. Edwin Hein: »Ein Name macht Geschichte«.
[37] Vgl. dazu die Ausführungen von Rainer Maillard im Video: Polyphon- & Grammophon-Konzert am 31. 3. 2023 in den Emil Berliner Studios, https://www.youtube.com/watch?v=4uL1bCHJIng
[38] Zu beiden Lebensläufen vgl. auch die Artikel zu Fritz Schönheimer und Bruno Borchardt im LexM (Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit: https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001092?wcmsID=0003 und https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00000851?wcmsID=0003
[39] Den Vorsitz der Deutschen Grammophon übernahmen Hugo Wünsch und der Jurist Walter Betcke im Laufe des Geschäftsjahrs 1933, vgl. Edwin Hein, Die Deutsche Grammophon Gesellschaft: eine deutsche Schallplattengeschichte, S. 200.
[40] Vgl. die Erinnerungen von Bruno Borchardts Sohn Georges in https://www.theparisreview.org/blog/2018/05/23/the-life-and-times-of-literary-agent-georges-borchardt/
[41] Vgl. etwa Erna Elchlepps Ablehnung, das Direktions-Sekretariat zu übernehmen, die Bruno Borchardt nicht mit der gefürchteten Entlassung, sondern einer Gehaltserhöhung und Erteilung der Handelsvollmacht quittierte, siehe Eva Zöllner: »Ich würde alles genau wieder so machen!« – Erna Elchlepps Leben bei der Deutschen Grammophon, vgl. https://www.evazoellner.de/texte/erna-elchlepp/ oder https://emil-berliner-studios.com/historie
[42] Brief von Hans von Raumer an Edwin Hein vom 10. März 1965, unveröffentlichtes Manuskript, DGG Archiv. Der Liquidations-Hinweis bezieht sich nicht auf die DG-Rochade 1932, sondern auf die Liquidation der alten Deutschen Grammophon AG 1937 (im Zuge der Neugründung als Deutsche Grammophon GmbH durch Telefunken), für von Raumer ein Ergebnis von Hugo Wünschs mangelhaftem Management der Deutschen Grammophon in den Jahren nach Borchardt.